Ein Mohr dreht durch
Hmm. Mag ja sein, dass Harald Schmidt mit der Berufung von Oliver Pocher endgültig "the shark gejumpt" hat - aber was macht der Mohr denn da!?:
Wir, die wir fast jeden Spaß verstehen und uns, wer weiß wie oft, auch durch träge dahin fließende Harald Schmidt Shows geschleppt haben allein um der Hoffnung willen, doch noch eine einzige Leben erhaltende Sottise des Großmeisters zu erhaschen, sagen Nein!
Wir sagen Nein zur brüllenden Gegenaufklärung, Nein zur Ölpest des Comedy-Wahns, Nein zum besinnungslosen Dauerlachen.
Wir sagen: Lieber mit Harald Schmidt untergehen als mit Oliver Pocher weiterleben. "Mit dieser Welt gibt es keine Verständigung; wir gehören ihr nur in dem Maße an, wie wir uns gegen sie auflehnen", sagte Theodor W. Adorno in einem etwas anderen Zusammenhang.
Da wird in aller Welt gehungert und gemordet, dass es eine Art hat, da gibt es Kindersoldaten und Menschenhandel und Rassismus und Sexismus und Gewalt in jeder Form - aber richtig pampig wird so ein Mohr, weil Pocher jetzt in der ARD blödelt. Dabei ist Schmidts "affirmativer Desillusionismus" (wie glaube ich der kluge Georg Seeßlen mal schrieb) auch in seinen besten Tagen alles andere als Aufklärung. Im Traum würde ihm nicht einfallen, "gegen die Welt sich aufzulehnen". In der "Ölpest des Comedy-Wahns" ist Schmidt eine fette Blase - nur deshalb überragt er so viele seiner Kollegen. Insofern passt Pocher schon dazu - und wer weiß, vielleicht wird es so schlimm auch wieder nicht, wir reden immer noch von Harald Schmidt und nicht von Stefan Raab oder Sonya Kraus.
PS: "Fun ist ein Stahlbad." (Adorno zitieren kann Jeder!)