Nach Schätzungen des Roten Kreuzes sind rund 20.000 Menschen in den vergangenen zehn Jahren bei dem Versuch gestorben, Europa zu erreichen. Neun von zehn ertranken, als ihre in Libyen, Algerien oder Mauretanien gestarteten Boote kenterten, oder verdursteten, als die Boote nicht mehr zu manövrieren waren.
Aber anstatt dem Massensterben ein Ende zu setzen, sorgt die EU durch Kooperationsabkommen mit diesen Staaten dafür, dass die Kontrollen im Meer vor der nordafrikanischen Küste zunehmen, sodass immer mehr Flüchtlinge gezwungen werden, den Seeweg in Richtung Kanaren oder Südspanien von noch weiter entfernten Ländern zu wagen. «Nun starten die Boote auch mal aus dem Senegal oder aus Cote D’Ivoire», sagt die österreichischen Journalistin Corinna Milborn im Gespräch mit der Netzeitung. «Das ist doch Wahnsinn!»
Die Kooperationsabkommen verpflichten die europäischen Länder zur Zahlung von Geld und zur Bereitstellung von Technik und Infrastruktur. Vom Nachtsichtgerät bis zum Patrouillenschnellboot erhalten nicht gerade für ihre strikte Einhaltung der Menschenrechte bekannte Staaten wie Libyen oder Algerien alles, was sie benötigen.
Im Gegenzug richten sie auf ihren Territorien Lager ein, in denen die am Grenzübertritt gehinderten Flüchtlinge unterkommen müssen. Italien setzte vor drei Jahren in einem Geheimabkommen mit Libyen den Startpunkt zur Schaffung exterritorialer Lager und lieferte auch gleich neben anderem Material 1000 Leichensäcke an den neuen Partner. Das Beispiel hat Schule gemacht, demnächst errichten Mauretanien und die Ukraine ihre ersten Lager...
Stephan - 26. Jun, 23:35